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Körperliche Auseinandersetzung zwischen Frau und Mann. Ist die Situation aussichtslos, oder nicht?

Autorenbild: Taifudo, AkademieleitungTaifudo, Akademieleitung

Beobachtet man die aktuellen Medien, so stellt man fest, dass auch im österreichischen Raum die Übergriffe und Vergehen an Frauen progredient zunehmen. Jedoch nicht nur die nationalen Medien, sondern auch kriminalstatistische Auswertungen legen dies eindeutig dar.


In den meisten Fällen handelt es sich dabei um affektive Übergriffe männlicher Personen, die aus diversen Gründen wie Beziehungs- und Eifersuchtsdramen, zwischenmenschlichen Konflikten und etlichen anderen Gründen entfacht werden. Die Realität zeigt, dass Frauen ihren Angreifern dabei unterliegen. Wie im vorherigen Blog bereits beschrieben, gibt es dafür mehrere Gründe. Das Opfer erkennt Signale frühzeitig, kategorisiert diese aber falsch ein. Das Opfer denkt, ohne fundiertes Wissen an Selbstverteidigung, einer physischen Auseinandersetzung mit einem Mann gewachsen zu sein. Betrachtet man eine solche Situation objektiv, so gibt es ein Schema mit drei Varianten in welches die weiblichen „Opfer“ zu fallen neigen.



 


FFF – Fight, Flight or Freeze


Fight, Flight or Freeze beschreibt eine Kampf- oder Flucht-Reaktion, die vom US-Physiologen geprägt wurde. Er beschäftigte sich damit, wie Menschen (bzw. Lebewesen) in gefahrvollen Stresssituationen reagieren und diese behandeln.

Befindet sich ein „Opfer“ in einer bedrohlichen Situation, so setzt sich der Körper über das vegetative Nervensystem (unwillkürlich, ungewollt) in einen Aktiv-Zustand. Das bedeutet, dass Adrenalin ausgeschüttet wird (Blutdruck und Herzfrequenz steigen rapide an), die Atemfrequenz erhöht sich (erhöhter Sauerstoffbedarf macht sich bemerkbar). Dieser Energieschub hilft, um für die bedrohliche Situation mehr Kraft, mehr Fokus, mehr Wachheit zu generieren. Eine Bürde bringt dieser Zustand jedoch mit sich – es kommt in vielen Fällen zu Affekthandlungen, sogenannte Kurzschlussreaktionen.


Was bedeuten nun diese drei „F´s“?


FIGHT

Fight steht dafür, dass man sich in Gefahrensituationen, sofort und ohne Verzögerung dafür entscheidet, den Kampf aufzunehmen. Zu den gewöhnlichen Charakteristiken dazu gehört Schreien, aggressives Verhalten, starke Kontaktaufnahme zum Angreifer, seinen Standpunkt ausdrücklich vermitteln.


FLIGHT:

Flight bedeutet, dass im Angesicht einer Gefahr, kein Gedanke an eine bewusste Auseinandersetzung verschwendet wird, sondern jegliche Kräfte und Gedanken sich einzig um die Flucht bemühen.


FREEZE:

Zu deutsch übersetzt „einfrieren“. Wie der Name schon vermuten lässt, ist diese Variante die ungünstigste, aber bei weitem nicht die seltenste. Dabei wird in eine Schockstarre verfallen, und es können keine klaren Gedanken mehr gefasst werden, ebenso wenig lässt sich der Körper bewusst mobilisieren.


In welche dieser drei Varianten man selbst fällt, lässt sich meist nur im Ernstfall herausstellen. Von größter Bedeutung jedoch ist es, ein standardisiertes Verhalten abrufen zu können. Gleich zu einer Rettungskette für Piloten bei Flugproblematiken, gleich zu einem ABCDE-Schema in der Reanimation, sind Menschen unlängst darauf bedacht, solche Situationen nicht dem Zufall zu überlassen um einen möglichst großen Outcome, mit möglichst wenig Kollateralschaden zu erreichen. In Fakt ist es aber so, dass jeder Mensch individuell reagiert und es keine allgemein gültige Herangehensweise gibt. Man hält an einstudierten Routinen fest, die sich bewährt haben.



 


Physische Komponenten:


Nimmt man einen weltweiten Vergleich als Durchschnitt her, so lässt sich davon ableiten, dass Männer um 16cm größer als Frauen sind. Auf das Körpergewicht bezogen, sind es 15 kg Unterschied, die in einem klassischen Boxkampf zwei Gegner aufeinandertreffen lässt, wovon einer sich am Ende des Leichtgewichts befindet, der andere zu Beginn des Schwergewichts. Das Missverhältnis ist klar ersichtlich.



Wie kann nun einer solchen physischen Unausgeglichenheit begegnet werden?


1. Zielführendes, adäquates Training in Selbstverteidigung

2. Anwenden von Techniken, die auch funktionieren

3. Zuhilfenahme von Waffen, um Kraftdefizite zu kompensieren

4. Verhaltensregeln für Konfliktsituationen einhalten.



Auf was sollte verzichtet werden?


1. Komplizierte, gutaussehende Techniken, um den Angreifer zu faszinieren

2. Hebeltechniken und Griffe, die gegen höhere Kraft wirkungslos sind

3. „Ein bisschen Kämpfen, aber nicht zu sehr“ – Entweder / oder!


Taifudo setzt im Training den Fokus auf zweierlei Aspekte.

Einerseits die ANWENDBARKEIT der Kampfkunst, andererseits die WIRKSAMKEIT der Kampfkunst. Es ist wichtig, dass einstudierte Verhaltensweisen auch unter hohem Stresspegel noch großteils abrufbar sind. Nach dem Motto „WENIGER IST MEHR“ ist der Defensiv-Block technisch stark reduziert, um dieser Anforderung gerecht zu werden.



Empfehlungen seitens Taifudo:


Im Bodybuilding wird von Tag zu Tag mit mehr Gewicht trainiert. Das bringt den Effekt mit sich, dass die Muskulatur sich dieser erhöhten Belastung anpassen muss und somit wächst. Das ist Fortschritt. Bei gleichbleibenden Gewichten und gleichbleibenden Belastungen, wird die Muskulatur die bleiben, die sie bereits ist.


Auf das Selbstverteidigungstraining bezogen heißt das, dass Frauen bei Möglichkeit auch mit männlichen Teilnehmern trainieren sollen. Dies ist kein Manko, es ist eine Bereicherung. Dadurch wird Fortschritt gewährleistet und es kann gelernt werden, für den Ernstfall mit überlegenen physischen Komponenten zu arbeiten. Man bedenke, mehr Körpergewicht bedeutet auch mehr Schlagkraft. Dabei geht es mitunter auch darum, Situation im freundschaftlichen Kontext zu simulieren, die ungewünschterweise später einmal in einem feindschaftlichen eintreffen können.



Körperkontakt,

Schlaghemmung und Optimierung:


Im Selbstverteidigungstraining sollte sensibilisiert und desensibilisiert werden. Letzteres gilt dafür, dass Frauen sich damit vertraut machen sollen, einen Mann körperlich zurückzuweisen. Auch Schlaghemmungen sollen und müssen abgelegt werden. Kennt man den Umgang mit einer Waffe, ggf. ein leicht transportierbarer Kubotan, so kann dieser eine angebrachte Erleichterung darstellen. Die ersten drei Programme des ersten Blocks werden in Taifudo auch mit Kubotan unterrichtet, um Euch optimale Verteidigungschancen für solche Szenarien zu verschaffen. Nicht zu vergessen gilt die körperliche Fitness. Wie in der Tierwelt, ist sie auch beim Mensch essentiell. Unabhängig ob Kraft oder Ausdauer, bei „Fight or Flight“ findet beides seinen Einsatz.


In diesem Sinne,

wir hoffen Euch ein wenig Einblick in diese allgegenwärtiger Problematik verschaffen haben zu können, bei mehr Bedarf, ist JEDE WEITERE FRAGE während der Trainingseinheiten mehr als erwünscht!


Euer Taifudo-Team

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